Dienstag, 15. Januar 2013

Ohnmacht im Alltag

Gestern wollte meine Tochter ihre Zimmertüre neu gestalten. Sie hatte sie vor einigen Jahren anmalen dürfen. Jetzt ist sie aber 8 Jahre und empfand das Kriggelkraggel der Kindheit blöd.
Ich versuchte die Fingerfarbe abzuwaschen, war nicht dran zu denken. Nach einiger Zeit war klar, da muss der Papa erst mal die Türe wieder weiß streichen, und dazu muss er nach Farbe schauen, das wird ein paar Tage dauern bis das umgesetzt ist, dass geht auf alle Fälle nicht jetzt!

Da stapfte unsere Tochter ins Büro und schrie meinen Mann an, dass ihr kleiner Körper bebte: Das wirst Du sowieso nicht machen. Ich werde nie eine saubere Türe bekommen, rannte raus, knallte die Türe zu, warf sich in ihrem Zimmer auf ihr Bett.

Mein Mann schaute mich ganz verdattert an, er war am Arbeiten am PC, hatte bis dahin von unserem Vorhaben nichts mitbekommen. Er hat sie nie versetzt, wenn er etwas versprochen hatte. Es war klar, da ist irgendwas verrutscht... aber was bloss??

Ja mei, ich war saufroh!!!, dass ich mich mit meinen Ohnmächten der Kindheit sooooo lange beschäftigt hatte. Da nie in irgendeine Ressonanz kam - Freche Kinder, da muss man mal Grenzen setzen. Jetzt ist aber Schluss. Da muss man mal zeigen, so darf man nicht mit seinen Eltern reden oder umgehen. Wie soll SOWAS enden, wenn man da nicht einen Riegel vorschiebt...
Viele Sätze, leider nicht nur aus der letzten Generation. Oft genug im Einkauf, Spielplatz, Zoo etc gehört!
Entsetzlichen Schmerz hörte ich da schon, dass ein 6 jähriger Junge zu seiner Mutter auf solche Sätze antwortete: Ich möchte tot sein!!

Ich setzte mich zu meiner Tochter und wartete. Nach einigem Schreien, Schimpfen kam ein Schlottern, sie wurde plötzlich käseweiß, es folgte Schluchzen... Ich wartete weiter und fragte mal, was sie denn so fühlte in ihrem Herz und in ihrem Bauch... Dann erzählte sie mir eine Begebenheit der letzten Tage in der Schule, was sie erlebt hatte, wovor sie Angst hatte. ( Das möchte ich jetzt hier nicht schreiben.)
Was sie jetzt ganz genau daran erinnert hatte, dass das Anmalen der Türe nicht so ging, wie sie es sich vorstellte, war erst über Umwege klar. Und ich redete mit ihr, bis sich eine neue Ordnung in ihr ergab. Sie die Erlebnisse anderes, konstruktiver einordnen konnte.

Aber ich war wieder einmal froh, Zeit zu haben, zu warten, bis die Gefühle gelebt waren, bis diese über den Raum sich weiter entwickelt hatten zum ursächlichen Erleben.

Habt den Mut, bei Euren Kindern UND vor allem natürlich auch bei Euch selbst!!!! Die Gefühle die aufkommen wahrnehmen, wahrhaben zu wollen!!

Die Heilung danach, nach innerer Ordnung, verändert sich auch im Außen etwas, zeigt sich deutlich mehr Ordnung/Wachstum... Der Wachstumssprung ist gewaltig. Mich hat es vom Hocker gehauen, meine Tochter spielt seit einem Jahr Geige, es war bisher nicht möglich mit dem 3. oder 4. Finger auf der Seite einen sauberen Streichton zu erreichen. Es quietschte immer gruselig. Sie fand die Koordination zwischen Greifhand und Streichhand einfach nicht. Eine Stunde nach dem "Ausrasten" und Gespräch übten wir Geige. Sie konnte die Arme/ Hände unterschiedlich koordinieren!!!!! Die Motorik hatte einen Sprung gemacht, konnte unterschiedlich koordiniert werden!!! Und es war perfekt heute im Geigenunterricht. Der Lehrer war erstaunt, boaaaa es geht ja plötzlich!!

Es ergab sich nicht, dass ich die Geschichte erzählte hihi... Nun es war plötzlich, aber nicht zufällig!!

Und sie hat mir heute abend vorgelesen, sie liest noch einmal wesentlich flüssiger wie die Wochen jetzt davor. Fast unglaublich....

Wünsche Verständnis, Heilung und ein offenes Herz für Eure Wunden, Sehnsüchte und Ängste.

herzlichst

Angelika

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